Reise durch den Nordwesten der USA und nach Vancouver |
Heute verlassen wir das Gebiet um den Yellowstone NP und haben einen reinen Fahrtag vor uns. Wir verlassen West Yellowstone Richtung Norden und biegen nur wenige Meilen später auf den US-287 ab. Hier erreichen wir schon bald ein Schild, das auf die so genannte Earthquake Area hindeutet. Dieses Gebiet wird auf knapp 15 Meilen von uns durchquert. Der Hebgen Lake und der Madison River, waren am 17. August 1959, Schauplatz eines massiven Erdbebens, das auf der Richterskala 7,5 erreichte. Bis zu 6 Meter, vielen die Uferabschnitte am See ab und begruben Hütten und Campingplätze.
Als noch viel schlimmer, erwies sich aber ein Erdrutsch einige Meilen Flussabwärts. 80 Millionen Tonnen Geröll blockierten dort den Abfluss des Madison Rivers und stauten ihn zum Earthquake Lake auf. Dieser wiederum begrub weitere Hütten. Man kann hier sehr gut erkennen, wie die Bäume der ehemaligen Uferlinie aus dem Wasser ragen. Nur mit Hilfe von Spezialeinheiten des Army Coorps of Engineers, konnte im Laufe von 2 Monaten ein Kanal durch die Geröllmassen gegraben werden, so dass das Wasser des Earthquake Lakes abfließen konnte. In Höhe des Gebietes, wo sich der Erdrutsch ereignete befindet sich auch das Visitor Center. Wir haben allerdings Pech, denn das Besucherzentrum hatte am Tag zuvor seinen letzten Öffnungstag und war bereis für den Winter geschlossen. Man kann aber von dieser Stelle sehr gut sehen, wo sich der Erdrutsch ereignet hatte. Noch immer liegen viele Tonnen Geröll im Tal und man merkt das an dem Berg immer noch eine große Wunde klafft.
Wir fahren also weiter auf dem US-287, vor uns öffnete sich das weite Land des Madison River und eine nahezu endlose Ranchlandschaft breitet sich vor uns aus. Wir erreichten Ennis, ein kleines Westernstädtchen, bestehend aus Motels und Saloons. Hier biegen wir auf den MT-287 Richtung Westen ab. Dieser führt auf einen Pass, von dem man nochmals einen tollen Blick zurück auf das Madison Tal und die Madison Range hat.
Kurz hinter dem Pass erreichen wir dann auch schon Virginia City. Am 26. Mai 1863 wollte es der Zufall, dass 6 Desperados, auf der Flucht vor Indianern hier Gold fanden. Keine 4 Monate später waren bereits 10.000 Schürfer im Tal. Der Goldrausch kam so plötzlich, dass es noch lange dauern sollte, bis Recht und Ordnung hier einzogen. Über 190 Morde, wurden in der Anfangszeit gezählt und erst dann stellte sich heraus, dass der Sheriff selbst, Anführer der Outlaws gewesen ist. Die Stadt ist heute noch bewohnt, man hat mit viel Liebe und nicht zu viel Touristenrummel den Charakter des kleinen Städtchens nicht nur erhalten, sondern auch mit viel Geschick die alten Geschäfte so ausstaffieret, wie sie früher einmal ausgesehen haben.
Knapp 2 Meilen weiter westlich kommt man nach Nevada City. Das Städtchen selbst wurde nach alten Plänen komplett restauriert und ist heute ein Museum. Am Bahnhof der alten Eisenbahnlinie stehen noch alte verrostete Waggons und im Städtchen selber, kommt man sich vor wie im Wilden Westen.
Hollywood hat hier auch schon gedreht. Eine Tafel an der Hauptstraße listet Filme auf die hier gedreht wurden. Mir sagt aber nur einer etwas, "Little Big Man" aus dem Jahre 1970 mit Dustin Hoffmann. Nach einer kurzen Besichtigung des Städtchens fahren wir weiter nach Butte. Die Stadt hat heute 34.000 Einwohner und entwickelte sich um 1870 aufgrund von Silberminen und späteren Kupferfunden. Wir suchen als erstes das Visitor Center, um uns mit Informationsmaterial über die Stadt zu versorgen. Leider kurven wir nur durch die Stadt, ohne das Center zu finden. Wir stellen das Auto also einfach am Straßenrand ab und versuchen die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.
Wir laufen ein wenig durch die Innenstadt, die ein Beispiel amerikanischer Vergänglichkeit ist und aßen in einem Restaurant der Fastfood-Kette Subway etwas zu Mittag. Von den dort angebotenen Speisen, sind wir so begeistert, dass wir die Kette, später noch öfter aufsuchen. Man bekommt dort Sandwiches, die vor den Augen mit frisch gebackenen Baguettes nach Wunsch belegt werden. Das ganze geschieht in etwa folgendermaßen. Man wird gefragt welches Baguette man haben möchte. Es stehen in der Regel 6 zur Auswahl, alle verschieden gewürzt. Danach entscheidet man welchen Käse man haben möchte und zum Schluss das Grünzeugs, z.B. Paprika, Zwiebeln, Salat, Gurken, usw.. Zum Schluss darf man noch die Soße wählen und an der Kasse bezahlen. Nach dem Essen, fahren wir noch kurz zur Berkeley Pit, einer riesigen Kupfergrube. Sie ist eine Meile tief und misst eine mal anderthalb Meilen im Durchmesser. Hier werden aus einer Tonne Gestein etwa 700 Gramm Kupfer gewonnen. Auf dem Weg zum Interstate 90 finden wir dann doch auch das Visitor Center, an dem wir noch kurz anhalten. Danach geht es über den I-90 Richtung Missoula.
Am Exit 138 verließen wir diesen wieder und fahren über eine 10 Meilen lange Schotterstraße nach Garnet. Die Strecke, ist für Wohnmobile nicht befahrbar und bei Regen, sollte man es sich mit dem Auto auch überlegen. Garnet ist eine Geisterstadt. Für die Besichtigung muss man 3 Dollar in einen Umschlag stecken, und in einen kleinen Kasten stecken, der neben einer kleinen Holzhütte am Parkplatz steht. Dann muss man noch etwa 5 Minuten durch den Wald gehen bis Garnet vor einem liegt. Hier oben, fand man 1898 das erste Gold und nur wenige Wochen später zählte Garnet 1.000 Einwohner, mehrere Saloons und Hotels. Bis 1910 war das meiste Gold gefunden und die Einwohnerzahl ging auf 150 zurück. Ein Feuer 1912, ließ fast alle übrigen Bewohner abziehen. Der letzte Bewohner war schließlich der Lebensmittelhändler, der in die Küche des J.K.Wells Hotel zog und noch einige Zimmer für eventuelle Besucher bis zu seinem Tode 1947 frei hielt.
Zurück fahren wir die etwas bessere Straße zum MT-200, der ebenfalls nach Missoula führt. Hier angekommen suchen wir uns dann eine Möglichkeit zur Übernachtung und werden im Motel 6 fündig. Zum Abendessen fahren wir in das 8 Meilen südlich gelegene Lolo, um dort wie von meinem Reiseführer empfohlen, in Guy's Lolo Creek Steakhouse zu speisen. Hier gibt es erstklassige Steaks in einem nett eingerichtetem Restaurant. Das Ganze, hat etwas von einer Jagthütte und überall an den Wänden hängen Köpfe von den verschiedensten Tieren. Die Steaks werden mitten im Raum auf einem großen Grill zubereitet. Wir gehen zusammen mit 50 Dollar da raus, es war nicht eben billig, aber hat sich wirklich gelohnt. Wieder zurück im Motel werden wir von Shawn, dem jungen Mann an der Rezeption angesprochen. Er hatte beim einchecken mitbekommen, dass wir aus Deutschland kommen und fragt uns, ob wir ihm nicht bei seinen Deutschhausaufgaben helfen könnten. Wir bringen also unsere Sachen kurz aufs Zimmer und gehen dann nochmals runter zu ihm. Erst helfen wir ihm bei den Hausaufgaben, danach reden wir noch kurz mit ihm über unsere weiteren Pläne für unsere Reise. Er gibt uns noch einige Tipps mit auf den Weg und beneidete uns sehr. Er erzählt auch noch von seiner Brieffreundin in Rostock, die er in einigen Wochen besuchen möchte.
Strecke: 338´ Meilen / 544 km Wetter: bewölkt, später Sonnenschein Bundesstaaten: Montana |
Links zum Tage: Virginia CityButte Chamber of Commerce Garnet Goasttown Guy’s Lolo Creek Steak House Weitere Links, siehe hier ... |
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