Reise durch den Nordwesten der USA und nach Vancouver |
Im Frühjahr 1980 erwachte der Mount St. Helens aus einem nur 123 Jahre dauernten Schlaf und schleuderte über 3 Milliarden Kubikmeter Lava, Asche und Gestein in die Umwelt. Als der Berg explodierte, saßen viel von uns vor den Fernsehern und waren darüber erstaunt, welch Kräfte die Natur freisetzen kann. Der Ausbruch war ein weiterer Beweis dafür, dass die Erde ein Pulverfass ist. Der Ausbruch des Mount St. Helens war die erste große Vulkantätigkeit, die rechtzeitig vorausgesehen von den Medien eindrucksvoll ausgereizt wurde und entsprechend weltweit über die Bildschirme gesendet wurde und zwar live.
Die Folgen waren eindrucksvoll, bis nach Montana hinein wurde der Boden mit Asche bedeckt und Staubpartikel wurden sogar in Europa noch gemessen. Von all dem ganzen ist heute nichts mehr zu sehen, aber die Parkverwaltung hat es geschafft, die Hinterlassenschaften des Ausbruchs zu konservieren. Die Explosion des Berges fällte durch einen sengenden und viele Steine mit sich tragenden Wind Bäume in einer Umgebung von mehr als 384 km². In diesem Gebiet der sogenannten "Blast Zone", liegen heute die Bäume wie an einer Perlschnur in der Richtung wie die Druckwelle damals darüber hinweg gefegt ist. Lavafelder, von Lava umgerissene Bäume und veränderte Vegetation wurden der Natur überlassen und zeugen heute noch von den Ereignissen des Jahres 1980. So schwimmen auf dem Spirit Lake noch heute Tausende Baumstämme und auf dem Weg zur Windy Ridge sieht man am Straßenrand das "Miners Car". Das Auto wurde vom steinigen Wind umhergestoßen und versengt. Hier starebn vier Menschen während des Ausbruches. Noch heute verändert sich die Vegetation von Jahr zu Jahr und der 300 m hohe Lavakegel im Krater wächst ständig, bis er einmal wieder den Gipfel des Berges bilden wird.
Die vom Berg ausgespuckten Gase und Lava erreichte Geschwindigkeiten von über 1.000 km/h Die Asche stieg dabei bis zu 20 km in die Atmosphäre auf und umkreiste die Erde in 15 Tagen. 390 km² Berghang wurden dabei einfach weggeblasen. Um fast 400 Höhenmeter wurde der Berg kleiner, das entspricht etwa 12 % des Berges. Der so entstandene Krater ist 600 m tief und misst 1,7 bis 3 km im Durchmesser. Im Umkreis von 27 km wurden Wälder wie Streichhölzer umgeknickt. |
Schon lange vor den Eruptionen von 1980, hielten Geologen den Mt. St. Helens für den gefährlichsten und explosivsten Vulkan in den USA. Seine gut erforschte Entwicklung von etwa 4500 Jahren ergab ein Bild von häufigen und meistens sehr explosiven Eruptionsphasen, die in einer gewissen Regelmäßigkeit auftraten. Das der Vulkan 1980 seit 123 Jahren schlief, war daher nur wenig beruhigend. So warnten bereits in den 70er Jahren einige Wissenschaftler vor einem erneuten Ausbruch.
Eine ganze Reihe von Erdbeben unter dem Berg, waren am 20. März 1980 der Auftakt zu einer neuen Eruptiven Phase mit katastrophalen Folgen. Eine Woche später spie der Berg aus einem neuen Krater am Gipfel erstmalig Asche und Dampf aus. In den nun folgenden Wochen kam es durch den Kontakt von Grund- und Schmelzwasser der Gletscher mit heißem Gestein zu mehreren Dampfaustritt und kleineren phreatischen Explosionen. Magma wurde in den Auswurfprodukten zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefunden, was als sicheres Zeichen dafür gesehen wurde, das die eigentlich gefährliche Phase noch bevor stand.
Anfang April gingen jedoch vom Inneren des Berges gleichmäßige seismische Vibrationen aus, was ein Hinweis darauf war, das es in und unter dem Berg Magmabewegungen gab. Etwa zur selben Zeit begann an die Nordflanke des St. Helens langsam aber sicher anzuschwellen. Vulkanische Gase, die aufgrund ihrer höheren Flüchtigkeit vor dem Magma aufstiegen, blähten den Berg förmlich auf. Die heiße Phase hatte begonnen.
Der immer mehr zunehmende Druck von Magma und Gas ließ die Beule bis zum 23. April auf ca. 100 Meter ansteigen, was die US Geological Survey veranlasste die Bevölkerung aufzufordern die Region zu verlassen. Die Nordflanke wuchs zu der Zeit täglich um 1,5 Meter an.
Am 18. Mai um 8.32 Uhr explodierte der Berg. Ein Erdbeben der Stärke 5,1 ließ Sekunden zuvor den instabilen, aufgewölbten Teil als enorme Schlamm- und Gerölllawine abrutschen. Wie bei einer zuvor geschüttelten Flasche Champagner, die abrupt entkorkt wird, entlud sich daraufhin der gewaltige Gasdruck im inneren des Vulkans in einer verheerenden Explosion. Die Nordflanke und der Gipfel wurden dabei weggesprengt, die Höhe des Mt. St. Helens dabei um fast 400 m reduziert.
Eine über 500 Grad heiße Glutwolke aus Asche und Gas, fegte mit der Geschwindigkeit eines Hurricans in nördliche Richtung und zerstörte alles auf einer Fläche von 600 km². Gleichzeitig spie der Vulkan eine Aschewolke wie einen riesigen Pilz 20 Kilometer in die Atmosphäre. Die Eruption die östlich des Vulkans auf 250 Kilometer den Tag zur Nacht machte dauerte 9 Stunden. Bis zu 10 cm Asche lagerten sich im größten Teil des Staates Washington sowie in Nord-Idaho und im westlichen Montana ab.
Am 25. Mai um 2.30 Uhr erschütterte eine zweite Explosion den Berg. Bei der dritten großen Eruption am 12. Juni trat brodelndes Magma aus. Gase und Aschen stiegen senkrecht in den Himmel und von der Nordflanke wälzten sich glühende Lawinen ins Tal. Am 22. Juli ließ die vierte Eruption wieder eine Säule aus Rauch und Asche 13 km nach oben steigen.
Am 7. August ereignete sich die fünfte Eruption, die fast so stark wie die erste am 18. April gewesen ist, begleitet von einem Ascheregen. Nach feurigen Ausstößen in den letzten Wochen ragte am 18. Oktober eine neue Lavakuppel aus dem Kraterboden und dehnte sich schnell aus. An diesem Tag hatte sie bereits eine Höhe von 40 Metern und einen Durchmesser von 274 Metern erreicht.
In der Zeit von 1981 bis 1984 kam der Vulkan nur langsam zur Ruhe. Weitere Eruptionen, Ascheregen und Lavaausstöße zogen die Region in Mitleidenschaft. 1982 wurde eine wissenschaftliche Versuchsstation eingerichtet, von der aus die weitere Entwicklung verfolgt wurde. Zurzeit hat sich der Berg beruhigt, wobei eine erneute Katastrophe niemand mit Gewissheit ausschließen kann. Insgesamt wurden 3,06 Mrd. m² Gestein und Asche in die Region geschleudert. Die Folgen der Naturkatastrophe waren in vielerlei Hinsicht schlimm. Während in aller Welt die Fernsehzuschauer vor den faszinierenden Bilder des Ausbruches saßen und sich in Amerika unzählige Schaulustige aufmachten, den Vulkanausbruch mit eigenen Augen zu sehen, starben allein während der Explosion und in den Lavaströmen über 67.000 Säugetiere und Vögel, darunter über 5.000 Wapitihirsche und über 6.000 Schwarzwedelhirsche, 1.400 Kojoten und 1.200 Waschbären. Im heißen Wasser verendeten 7 Mio. Fische. Infolge der Lavaasche gingen in den nächsten Tagen noch einmal 5,5 Mio. Tiere zugrunde. Insgesamt wird die Zahl der getöteten Tiere auf 1,6 Mrd. geschätzt. Die materiellen und persönlichen Verluste der Menschen hielten sich jedoch in Grenzen. 60 Personen kamen um, 1.000 Menschen wurden evakuiert, 200 Bewohner von Yakima wurden mit Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert und auf den nachtdunklen Straßen passierten etliche Autounfälle.
Einer der Opfer war der Geologe David A. Johnston der am Morgen des Infernos einen 8 km entfernten Beobachtungsposten bezog. Kurz nach der Explosion meldete er sich letztmalig über Funk: "Vancouver, Vancouver, this is it."
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